Maler, Tischler, Näher und Make-Up-Artist…
Was zunächst klingt wie eine zusammenhanglose Aufzählung von Berufen, ist eigentlich eine Auswahl der Künstler, die für ein Theater unverzichtbar sind.
Sie gestalten die Kulissen, konstruieren Requisiten, nähen Kostüme oder passen sie an und richten die Schauspieler für ihre Auftritte her. In diese Arbeiten haben wir als Literaturkurs letzte Woche Einsicht nehmen dürfen.
Zunächst haben wir uns mit der Theaterpädagogin des Theaters getroffen. Sie führte uns in eine sogenannte Studiobühne, die viel kleiner und deutlich dunkler als die Hauptbühne ist. Auch dort gibt es gelegentlich Aufführungen. Hier erfuhren wir zuerst einmal einiges über das Theater an sich, die Schauspieler und wie lang Proben dauern können (bis zu 4 Stunden am Stück!!). Das, was uns alle aber am brennendsten interessierte, war die Frage, wovon das Stück nun handelt, für das wir hergekommen sind. „Extrawurst“ heißt es und behandelt aktuelle Themen, mit denen wir alle in gewisser Weise schon in Berührung gekommen sind. Es geht unter anderem darum, wie ein Konflikt ausarten und entzweien kann, inwiefern man Religionen unabhängig von der eigenen Meinung tolerieren muss und wie viele Rechte einer Minderheit eingeräumt werden müssen.
Highlight unseres Besuchs war dann das Beiwohnen an einer Probe zu eben diesem Stück. Die Schauspieler standen kurz vor ihrer ersten Hauptprobe, und so hatten wir das Glück, alles mit Kostümen und aufgebauter Kulisse erleben zu dürfen.
Ich habe es nicht erwartet, aber die Probe hat mich völlig begeistert. Die Story gefiel mir sehr, es war voller Wortwitz und die Schauspieler waren phänomenal. Es war faszinierend zu beobachten, welche Dinge der Regisseurin noch nicht gefielen und was sie alles noch verbessern wollte.
Doch auch diese Zeit ging vorbei, denn wir etwa noch etwas vor.
Eine Führung durch das Theatergebäude hatten wir zuvor bereits erhalten, bei der wir die Technik hinter der Bühne, das Kulissenlager und die Handarbeiten in der Maske kennenlernen durften. Doch das Theater ist nicht in nur einem Gebäude untergebracht. Ein zweites, nicht weit entferntes Gebäude beherbergt die Werkstätten.
Nie hätte ich gedacht, dass so viele „Abteilungen“ nötig sind, damit ein Theater funktionieren kann. Unser erster Halt führte uns in die Dekorationswerkstatt. Dort war das Arbeitsmaterial Stoff und der Aufgabenbereich alles, was keine Kostüme betraf. Eine neu bezogene Couch oder ein Stoffbehang als Teil der Kulisse sind nur zwei Beispiele.
Im Kostümlager kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Reihe um Reihe und sogar 2 Reihen übereinander füllten hier Kostüme aller Art den großen Raum. Das meiste war selbst angefertigt worden!
Zum Abschluss sahen wir in der Malerei und Tischlerei, mit welcher Raffinesse die Kulissen gestaltet werden, um die Wünsche der Regisseure möglichst genau zu erfüllen. Bei dem Bericht über eine selbstfahrende Waschmaschine, die gleichzeitig noch von Schaum überquillt, hatte man beinahe Mitleid mit den Handwerkern.
Mir hat diese Exkursion sehr gefallen und ich bin froh, die Möglichkeit bekommen zu haben, einmal hinter die Kulissen zu schauen (im wahrsten Sinne). Eine richtige Aufführung möchte ich nun unbedingt erleben und sehe den doch etwas veralteten Begriff „Theater“ nun mit ganz anderen Augen.
Rezension von Nathalie Lutz